Kleine aber feine Verkaufsausstellung Max Klinger ab 6. Dezember 2024
Im Auftrag des Münchner Verlegers Theodor Stroefer entstanden 1880 die 15 Illustrationen zu "Amor und Psyche" des römischen Dichters Lucius Apuleius. Über Max Klinger, der bekanntlich in Großjena im Weinberg begraben liegt, ist im Grunde alles gesagt und geschrieben. Während unseres zweiten Gespräches mit dem Sammler und Galeristen, der vier Originale Klingers in unserem kleinen Café präsentiert, wurde der Hinweis auf die doch materiell sehr komfortable Herkunft Klingers laut, die nicht so geläufig ist.
4 der 15 Radierungen stellen wir also aus. In seinem Leben hat Klinger nicht wieder solcherart Illustrationen gefertigt. Im Gegenteil, an seinen Freund Dehmel schrieb er am 27.4.1919, der ihn um die Illustration eines seiner Gedichtbände bat: "Der Begriff Illustration ist mir von je ein Greuel gewesen. Ich hab es ja ein paar mal getan! Um des verfluchten Geldes wegen ... An und für sich finde ich das Zusammensperren von Buchstaben und Bildern ganz übel." Das mit dem verfluchten Geld ist großes Understatemaent, oder, Klappern gehört zum Handwerk:
Klinger war zu seinen Lebzeiten auch kommerziell erfolgreich und verdiente auskömmlich. Es ist ja bekannt, daß er Weinberge in Großjena kaufte und pachtete. Sein Wohnhaus dort, heute Museum, baute er selbst aus und um. Das er im Weinberg seine Grabanlage genehmigt bekam und sich außerhalb eines kirchlichen oder städtischen Friedhofs beisetzen lassen konnte, grenzt allerdings an ein Wunder, dem er wie auch immer auf die Sprünge geholfen haben muß.
Überkommene Zeugen des Vermögens der Klingers, Vater wie Sohn, stehen heute noch steingeworden in Top-Lagen Leipzigs. Der nächste Besuch in Leipzig führt den Leser an das Kulturdenkmal "Klingerhaus", Petersstr. 48 im Stadtzentrum. Heinrich Louis Klinger (1816–1896) erwarb 1858 das auf den Grundstücken Petersstraße 48 und Schloßgasse 2 und 4 stehende Gebäude. In diesem wurde noch vor dem Erwerb des Hauses Heinrich Louis Klingers Sohn, eben Max Klinger, geboren. Der Weg führt dann noch an der Karl-Heine-Str. 2 in Plagwitz vorbei. Klingers Vater ließ die Villa als Wohnhaus für die große Familie ab dort 1868 erbauen.
Als Sohn eines erfolgreichen Leipziger Seifenfabrikanten hatte Klinger- im Unterschied zu vielen anderen seiner Zunft - von Haus aus keine materiellen Sorgen. Dazu war er mit seinen Werken überaus erfolgreich. Klinger war nachgefragt, weil er Antike und Moderne künstlerisch verband. Seiner Malerei und Bildhauerei manifestierte sich in einer Ausprägung des Klassizismus. Er ergänzt dies kongenial durch phantastische und metaphysische Elemente.
Max Klinger war umtriebig, dies führte ihn in die Toskana, genauer in deren Hauptstadt, Florenz.
Durch die vom Vater ererbte Seifenfabrik blieb Leipzig Zeit seines Lebens ein fester Bezugspunkt, sicherte sie doch seinen materiellen Unterhalt. Es war ihm erlaubt, seinen Blick in die Nähe (Großjena zwischen Naumburg und Freyburg) und in die Ferne zu schweifen zu lassen. Paris, Wien, Rom, alles war in Schlagweite. Durch seinen Freund Arnold Böcklin, Wahl-Florentiner, und Karl Stauffer-Bern wurde Klingers Begeisterung für Florenz als Ort metaphysischer Malerei geweckt. Gerade in dieser Renaissance-Stadt boten sich zahlreiche künstlerische Bezugspunkte für Klingers Wirken, hier konnte er an antike Traditionen anknüpfen und sie neu interpretieren.
Entsprechend begeistert, richtete Klinger für den Deutschen Künstlerbund ein Künstlerhaus ein: 1905 erwarb er die Villa Romana für 60.000 Gold-Lira. Auf der Basis aktueller Goldpreise entspricht dies einem heutigen Gegenwert von ca. 1.600.0000 USD. 1906 wurde der Villa-Romana-Verein in Leipzig gegründet, in den Klinger die Villa einbrachte. Arm war der Mann definitiv nicht.
Wer in Florenz auf dem Ponte Vecchio den Arno überschreitet und am Palazzo Pitti in die Via Romana einbiegt, kommt zur Porta Romana und von dort zur Via Senese, die zum Tor der Villa Romana führt. Das ca. 14.500 qm große Grundstück des berühmten Künstlerhauses Villa Romana liegt auf der rechten Straßenseite hinter einer meterhohen Steinmauer. Die in Carrara-Marmor gehaltene Eingangshalle wird ganz zentral von einer Bronzebüste der Dichterin Elsa Asenjieff, Lebensgefährtin und Modell von Max Klinger, geschmückt.